Wachgeküsst

Immer dann wenn´s bei mir gut läuft
muss ich mich selber sabotieren
meinen Körper, meine Laune
oder sonst etwas ruinieren

bis ich unzufrieden bin
und dann fehlt mir der Lebenssinn
kaum frag ich mich „Wer bin ich schon?“
schleicht sie herein, die Depression

Vielleicht kann man mich nicht lieben
ich bin wohl einfach zu speziell
um nicht zu sagen kompliziert
und zu unkonventionell

In das Leben andrer Menschen
pass ich scheinbar nur hinein
wenn ich mich verbiege
und mich dabei selbst belüge

pausenlos tobt dieser Streit
in mir – zwischen Herz und Kopf:
Will ich Liebe oder Wahrheit?
Bin ich ein Deckel ohne Topf?

Doch plötzlich stehst du vor mir
platzt herein in meine Welt
und bevor ich weiß, was los ist
hast du sie auf den Kopf gestellt

Stehst da und behauptest, ich wäre toll
außergewöhnlich und wundervoll
wer das nicht erkennt, der verdient mich nicht
du entreißt mir den Scheffel und stellst mich ins Licht

Du warst der, den ich gesucht hab
doch du kamst nicht, um zu bleiben
sondern um mich aufzuwecken
und Sand aus den Augen zu reiben

Hast mich dran erinnert
dass ich nicht alleine bin
und hast mir gezeigt
in mir steckt noch viel mehr drin

Hast mich ermutigt
größer zu träumen
und meinen Visionen
mehr Platz einzuräumen

Du hast zu mir gesagt
ich soll mich nicht verstecken
sondern den Mut haben
noch mehr anzuecken
weil du genau das an mir schätzt
von dem ich dachte, es entsetzt

Und obwohl ein Auge weint
wenn mein Herz dich mal vermisst
das andere Auge lacht
denn du hast mich wachgeküsst

Jetzt steh ich da und tue
was ich lange nicht gewagt hab
endlich passen meine Schuhe
und ich mag den neuen Maßstab

der meinen Selbstwert so bemisst
dass ihn kein Zweifel mehr zerfrisst
und als ich aufgehört hab, mich zu verrenken
konnt´ ich auch dir was Schönes schenken..

Dein Leben war in Ordnung
nicht perfekt, aber okay
hast viel erreicht und viel erlebt
und kamst gar nicht auf die Idee

dass dir zu deinem Glück was fehlt
dass du was suchst, war dir nicht klar
doch hast du dich nach was gesehnt
denn auf einmal war ich da

Einfach so, fast über Nacht
bin ich in dein Herz geschwirrt
hab dein Leben bunt gemacht
und deinen Verstand verwirrt

hab dich aus dem Konzept gebracht
gefährlich wie ein Drogenrausch
wild, aber dabei trotzdem sacht
und zärtlich wie ein Wattebausch

Ich war die, die du gesucht hast
doch ich kam nicht, um zu bleiben
sondern um dich aufzuwecken
und den Sand aus den Augen zu reiben

Hab dir gezeigt
dass Leben Abenteuer ist
hab dich daran erinnert
wie man mit Leib und Seele küsst

Ich hab dir gesagt
dass du großartig bist
und zwar immer wieder
damit du´s nicht vergisst

Hab dir eingetrichtert
an Gefühle zu glauben
wenn du glücklich sein willst
musst du dir das erlauben
statt auf den Gedanken reinzufallen
du solltest anderen gefallen

Und obwohl ein Auge weint
wenn dein Herz mich mal vermisst
das andere Auge lacht
denn ich hab dich wachgeküsst

Wir stehen uns gegenüber
du versinkst in meinem Blick
und ich in deinen Armen
doch es fehlt ein Stück zum Glück

Wie bei ´ner Sternschnuppe am Himmel
die hell strahlt und dann verlischt
ist uns zweien in diesem Märchen
leider das Happy End entwischt

In einem andren Universum
wären du und ich perfekt
und doch hat die Geschichte
für uns irgendwas bezweckt

auch wenn es weh tut und wenn keiner
das hier so recht versteht, ich denk
Begegnungen wie diese
sind trotzdem ein Geschenk

Weil wir manchmal Menschen brauchen
die uns aus alten Bahnen werfen
uns den Boden einfach wegziehen
und damit uns´re Sinne schärfen
damit wir nicht in Sackgassen enden
und kostbare Lebenszeit verschwenden

Frag´ nicht nach falsch oder richtig
denn das ist nicht so wichtig
wenn ein echtes Gefühl
zelebriert werden will
das Leben ist da um „Fehler“ zu machen
und aus fremden Träumen aufzuwachen

Voll Dankbarkeit für uns´re Zeit
nehm ich mein Schicksal in die Hände
Wie heißt´s so schön?
„Solang´s nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende!“

Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt
in Wahrheit ist es auch egal
für den Moment reicht mir der Glaube
an einen zarten Hoffnungsstrahl

ich werd ihm folgen, ohne Angst
das Leben weiß schon was es tut
ist ein Kapitel fertig
wird das nächste doppelt gut

Wenn also einer von uns weint
weil er den and´ren grad vermisst
können wir trotz allem lächeln
denn wir haben uns wachgeküsst …

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